Aids als gute Abschreckungsmethode

11.04.2010 | Alexander F.

Haben auch Sie schon einmal das Gefühl bekommen, dass Aids (zu) häufig zur Verbreitung unterschiedlicher Phobien benutzt wird?

 

 

Homosexuelle sind noch immer die Zielscheibe für Anschuldigungen als "die einzige Risikogruppe", ungeachtet des Wissens über die Verbreitung von Aids, das wir heute haben. (PhotoXpress)

Homosexuelle sind noch immer die Zielscheibe für Anschuldigungen als "die einzige Risikogruppe", ungeachtet des Wissens über die Verbreitung von Aids, das wir heute haben. (PhotoXpress)

 

Aids wird als Metapher für eine ganze Reihe von marginalisierten Gruppen benutzt. In Japan bringt man z. B. Aids mit Ausländern in Verbindung, vor allem mit asiatischen Prostituierten, die für Aids in Japan verantwortlich sein sollen. Auf diese Weise wird natürlich die Xenophobie unter den Menschen gefördert. In den USA benutzten konservative christliche Moralisten Aids, um die aggressive Propaganda ihrer Standpunkte über die Moral und Sexualität zu unterstützen.

Aids wird regelmäßig in politischen Debatten diskutiert

In der Geschichte der medizinischen Wissenschaft über Aids und in politischen Debatten herrscht die These vor, dass Aids die Folge von "zügelloser Promiskuität und sexuellen Ausschweifungen homosexueller Männer" sei. Deswegen wurden Treue und Enthaltsamkeit als das effizienteste Heilmittel gegen diese Krankheit propagiert. Was wiederum eine Art Schutzstrategie eines Systems ist, das den Straight-Gedanken als herrschende Moralordnung anstelle der Andersartigkeit in den Vordergrund stellt.

Am Anfang war GRID

In der frühen Phase der Krankheit benannten die medizinischen Fachleute die Gesamtheit der mit Aids in Verbindung stehenden Symptome als GRID – Gay Related Immune Disorder, in der Alltagssprache wurden die Bezeichnungen „Gay Plague“ (Schwulenpest) oder „Gay Cancer“ (Schwulenkrebs) benutzt, was anfangs den Anschein erweckte, dass nur die Homosexuellen zur „Risikogruppe“ gehören. Diese Benennungen haben sich trotz der Tatsache durchgesetzt, dass ähnliche Symptome schon in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts bei intravenösen Drogenkonsumenten erkannt wurden.

Ärzte berichteten damals von steigenden Todesfällen einer Junkie-Lungenentzündung. Auch als in den späteren Jahren (von 1981 bis 1986) die ersten Frauen an diesen Symptomen starben, war man weiterhin der Überzeugung, dass die Homosexuellen die zentrale Risikogruppe darstellen – als Schuldige und Opfer.

Umbenennung in AIDS

Im Juli 1982 wurde die Krankheit offiziell in Acqured Immunodeficiency Syndrome (Aids) umbenannt. Zu dem Zeitpunkt wussten Staatsbeamten demnach, dass die Krankheit auch intravenöse Drogenkonsumenten befallen kann – es gab viele Neuerkrankungen unter den heterosexuellen Bewohnern Haitis in den USA. Außerdem tauchten Berichte über Aids ähnliche Fälle auf, die schon im Jahr 1969 identifiziert wurden; aus England wurde sogar ein Fall aus dem Jahr 1959 bekannt.

Die Gleichsetzung der Epidemie mit der Homosexualität, die mit den ersten Diagnosen von HIV/Aids bei schwulen Männern einherging, unterstützte und bekräftigte die Feindseligkeit gegenüber der homosexuellen Gemeinschaft.

Feindseligkeit gegenüber Homosexuellen

Diese Feindseligkeit prägte die Entwicklung der öffentlichen Politik stark mit. Präsidenten machen im Allgemeinen um die neuen, ungeklärten medizinischen Probleme wegen eines zu hohen Risikos bei den Wahlen einen Bogen. Reagens Administration z. B. ignorierte in ihrer christlich-konservativen Manier die ersten sieben Jahre verantwortungslos die Aids-Epidemie.

Diese Politik brachte die Erforschung der Krankheit, ihrer Infektions- und Behandlungsmöglichkeiten zum Stocken und war für die Diskriminierung von Menschen mit Aids und den Mangel an präventiven Aufklärungsprogrammen verantwortlich, weswegen die Zahl der Infizierten noch schneller anstieg. Reagens Aidspolitik war das Produkt aus Ignoranz, Gleichgültigkeit, Missachtung und politischer Kapitulation vor religiösen republikanischen Wählern.

Einfluss der konservativen Sexualmoral

Auf der anderen Seite zwang Aids viele staatliche Legislativen dazu, sich endlich mit dem Phänomen Homosexualität auseinanderzusetzen, obwohl sie nicht mehr taten, als die Bürger zur Enthaltsamkeit aufzurufen. Die Priester Pat Roberson und Jerry Fallwell z. B. beschrieben Schwule als kranke Sünder und verbreiteten die Idee, dass Aids die Strafe Gottes sei und man die Arbeit der Schwulenbewegung unterbinden solle.

Im Weißen Haus versuchten der damalige Bildungsminister William Bennet und sein Berater Gary Bauer diese Forderungen umzusetzen und erreichten den Beschluss, das die Aids-Forschung sehr wenig finanzielle Mittel vom Staat bekam. Auch die Tatsache, dass sich Aids unter Heterosexuellen verbreitet, nutzte die konservative Partei zu ihrem Gunsten aus: Sie waren davon überzeugt, eine Waffe gefunden zu haben, mit der sie die traditionelle Sexualmoral erneuern könnten.

So konnten sie ihre Vision einer besseren Welt durchsetzen, in der die Homosexualität vor der Öffentlichkeit verborgen bleibt, in der die Monogamie gepriesen wird und die Sexualmoral in den Händen des Gesetzes liegt.

Die Konservativen ignorierten weiterhin die intravenösen Drogenkonsumenten, da Drogenkonsum nichts gemeinsam mit Reinheit und Monogamie hat. Die Stigmatisierung der Homosexualität fuhr trotz der Tatsache fort, dass in dieser Zeit gerade die homosexuelle Gemeinschaft diejenige war, die am stärksten und effektivsten auf die Gefahren und die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen aufmerksam machte.

 



Bewertung 5.00 (1 Bew.)
Ihre Bewert.: 

Letzte Forumbeiträge

Mejr 28. Mar 2024 Wir haben unseren Carport von http://www.ug-alu.de/ und die Entscheidung ist auch relativ schnell und einfach...
Carportkauf steht an
Mejr 27. Mar 2024 Wenn du einen wirklich guten Anbieter für Verbindungstechnik, Kabelschutz sowie Kabeldurchführungen suchst, wirst du...
Benötigen Lieferanten von Kabeldurchführungen
KonnSchreib 27. Mar 2024 ... also zumindest nur die Planung dafür. Weiter sind wir noch nicht, da ich aktuell online suche, wo man denn...
Carportkauf steht an

Umfrage

ANKETA