Der Sextourismus boomt!
Machen vom Sextourismus nur diejenigen Gebrauch, bei denen zu Hause nicht alles nach Plan läuft?
Sex hat eine magische Kraft, deswegen boomt der Sextourismus auch so. (PhotoXpress)
Als ich zum ersten Mal auf den Bücherregalen den Roman des französischen Autors Michel Houellebecq Plattform sah, wusste ich noch gar nicht, dass so etwas wie den Sextourismus überhaupt gibt. Der Protagonist Michel, ein Beamter am Kulturministerium, gönnt sich nach dem Tod seines Vaters mit dem geerbten Geld eine Reise nach Thailand. Auf dieser Reise, die größtenteils nur für den Sextourismus geplant war, lernt er Valérie kennen, eine junge, erfolgreiche Frau. Was mit einer flüchtigen Bekanntschaft anfängt, offenbart sich als die Liebe seines Lebens.
Die Definition von Sextourismus
Es ist nicht völlig klar, ob sich Menschen für den Besuch eines fremden Kontinents nur wegen des Wunsches, neue Landschaften und das Unbekannte zu entdecken, entscheiden, oder wegen des Wunsches die Sexualität außer der nationalen Grenze zu erforschen. Genau das Letzte definiert den Sextourismus. Den Einzelnen interessieren nur das sexuelle Abenteuer, nicht aber unbedingt auch die Landschaft des besuchten Landes. Es geht um einen Besuch, mit der Absicht, sexuelle Kontakte zu haben – auch mit Personen unter 18 Jahren. Gesehen aus unserer moralisch-rechtlichen Sicht ist das nicht erlaubt, im Ausland stellte es sich aber als erfolgreiche Marktnische dar. In den USA ist jeglicher Tourismus dieser Art mit dem Gesetz verboten, sollte jedoch einer ihrer Staatsbürger beim Verkehr mit Minderjährigen ertappt werden, kommt er vor Gericht.
In seinem Buch beschreibt der Autor die Geschehnisse in Thailand, aber weil der Roman schon fast zehn Jahre alt ist, gelten die Geschichten inzwischen auch für das breitere Gebiet Süd-Ost-Asiens. Der Staat spielt dabei sogar eine unterstützende Rolle. Faktoren wie wirtschaftliche Probleme, ziviler Ungehorsam, Armut und eine hohe Flüchtlingszahl gießen bei der Verbreitung des Sextourismus zusätzlich Öl ins Feuer. Schon im Jahr 1997 hat UNICEF die Zahl der Kinder, die in die Prostitution verwickelt sind, meistens sind sie weiblichen Geschlechts, über eine Million geschätzt.
Kinderpornographie und Mädchenhandel
Es gibt immer mehr Angaben darüber, dass eine bestimmte Zahl von Kindern in die ehemaligen Ostblockstaaten transportiert wird, wobei insbesondere Fremde und Beamte der Gesundheitsversorgung eine wichtige Rolle spielen. Immer wieder tauchen Ländernamen wie Polen, Tschechien, Russland und Rumänien auf. Die meisten Regierungen auf der ganzen Welt sehen den Entwicklungsstand des Sextourismus als einen Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung und des Wachstums. Sie verbinden ihn mit dem Konsum und bezeichnen ihn sogar als eine Luxus-Dienstleistung. Sie wissen aber nicht (oder besser gesagt: wollen es nicht wissen), dass gleichzeitig der Kindermissbrauch zunimmt.
Was sind die Gründe für Sextourismus und Kindermissbrauch?
Ich glaube nicht, dass der Wunsch, Geschlechtsverkehr mit Kindern zu haben, zur Natur des Menschen gehört. Wer darauf jedoch nicht verzichtet, tut das wegen der Anonymität, der Verfügbarkeit und relativ leichter Zugänglichkeit, da die Staaten, denen diese Phänomen bekannt ist, sich von der gesetzlichen Seite her nicht um die betroffenen Gruppen kümmern. Und weil die Möglichkeiten entdeckt zu werden, gleich Null sind, geht der Prozess weiter.
Die Schattenseite des Internets
»Das Internet verbindet«, heißt es. Hm, in diesem Fall sehe ich das eher als ein Problem. Zahlreiche kleine Reiseagenturen verkaufen den Sextourismus an Erwachsene, während aber die verborgene Seite der Agenturen gleichzeitig auch etliche verbotene Dienstleistungen anbietet. Und gerade weil sie so klein sind, gelingt es ihnen immer wieder dem Auge des Gesetzes zu entgehen. Für ihre Dienstleistung machen sie intensiv in diversen Chat-Rooms Werbung, in denen sie ausführliche Anweisungen vermitteln, wie man ein Mitglied des verbotenen Sextourismus wird.
Teufelskreis!
Schon seit jeher streben wir danach, die Folgen von HIV zu senken. Aber das Alles bringt nichts, solange die Touristen auf der anderen Seite des Planeten Handlungen unterstützen (hiermit meine ich nur den Kindesmissbrauch, der Sextourismus stört mich nicht, obwohl ich ihn auch nicht gutheiße), die einen Bumerang-Effekt haben. Der Sextourismus an sich stört mich nicht, ich würde nur gern wissen, welche Menschen ihn in Anspruch nehmen. Wenn man wirklich um die halbe Welt reisen muss, weil man zu Hause als frigide gilt, dann steckt der Kopf wirklich tief im Sand ...
