"Die Lösung für schlechte Pornografie ist noch mehr Pornografie!"
So in etwa kritisierte Annie Sprinkle die schlechte und geschmacklose Produktion in der Pornografie. Gibt es eine Alternative gegen schlechte Pornografie?
Für schlechte Pornografie ist der Orgasmus der Frau unwichtig, der männliche Orgasmus wird auf den Samenerguss reduziert. (PhotoXpress)
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Schlechte Pornografie als Resultat einer konsumorientierten Gesellschaft
Die Pornoindustrie hat, wie der Rest der Filmindustrie, schon vor langer Zeit die Orientierung verloren. Pornofilme werden heutzutage nicht mehr wie Kunstwerke gedreht, sondern wie Werbung. Die einzige Aufgabe eines Pornofilmes (oder Filmes) ist nur noch der Verkauf, die Zufriedenstellung der breiten Massen auf die denkbar einfachste Weise. Aktion, simpler Humor, eine schnelle, fließende Geschichte und etwas Gefühls-Wirrwarr.
Wie sieht schlechte Pornografie aus?
Schlechte Pornografie beschränkt sich heute nur noch auf aufeinander folgende Szenen von Geschlechtsverkehr, die völlig unrealistisch sind. Es gibt keine Dialoge mehr, keine Einleitung in die Situation und Geschichte. Die Darsteller und Darstellerinnen werden sich immer ähnlicher, die Lust an der Handlung ist in den Hintergrund gedrängt. Für schlechte Pornografie ist der Orgasmus der Frau unwichtig, der männliche Orgasmus wird auf den Samenerguss reduziert. Möglichst viel Penis und Vagina, möglichst große Nahaufnahmen, abstoßende Hintergrundmusik und nachträglich eingeführtes Stöhnen.
In der Pornoindustrie kam es so zur Entstehung von verschiedenen Genre-Unterarten, die aber mit den gleichen Problemen wie die Hauptproduktion belastet sind. Sie konzentrieren sich nur darauf, was für den jeweiligen Regisseur wichtig oder erotisch ist.
Schlechte Pornografie findet nur auf der Leinwand statt!
Schlechte Pornografie ist weibliche Ejakulation, Frauenorgasmus, Sperma trinken, Analsex, große Hintern, große Titten, ältere Frauen, Tiere usw. Man findet nur schwer einen ganzheitlichen Ansatz zur Pornografie. Zur Erweiterung einer hochwertigen Produktion und "Vertreibung" von schlechter Pornografie trägt auch die jährliche Verleihung des Feministischen Pornopreises bei, deren Ziel es ist, die Künstler dazu zu bewegen, neue, hochwertigere Pornofilme zu drehen. Pornofilme, die versuchen, den Moment, der zum Geschlechtsakt führt, einzufangen, die sich auf die Lust, die Ästhetik, die Qualität der Darsteller und die Musikwahl konzentrieren. Pornofilme, die man als Antwort auf die Frage „Wieso spiegeln sich meine Fantasien oder die Realität nie in einem Porno wieder?“, drehen würde.
Mit Pornofilmpreis gegen schlechte Pornografie
Die Pornofilmpreise werden in Kanada verliehen, hinter der Organisation steht das Erotikgeschaft Good for Her. Der Preis ist die Statue Emma, der nach der Feministin Emma Goldman benannt wurde. Nominiert werden Filme, die echte Lust zeigen, wo Frauen keine untergeordnete Rolle spielen und wo Darstellerinnen auftreten, die man in Pornofilmen nie vermuten würde, wie z. B. Behinderte oder Transsexuelle. Der letztjährige Gewinner kommt aus dem Produktionshaus Lust Films, unter der Leitung von Erika Lust. Es wurden noch andere Preise verliehen, unter anderem für den besten Kurzsexfilm, die beste bisexuelle Szene und noch viele mehr. Hoffentlich werden solche Verleihungen die Pornoindustrie dazu bewegen, ihre Produktion auch einer anspruchsvolleren Kundschaft und vor allem Frauen anzupassen.
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