„Es ist dem Menschen gut, dass er kein Weib berühre.“
Das sagt Apostel Paulus, wenn wir ihn etwas aus dem Kontext reißen. Lesen sie hier, was er uns bezüglich der Sexualität und der Ehe riet. Sie werden überrascht sein.
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„Es ist dem Menschen gut, dass er kein Weib berühre. Aber um der Hurerei willen habe ein jeglicher sein eigen Weib, und eine jegliche habe ihren eigenen Mann.“ (1 Kor 7, 1-2)
In diesem Kapitel erklärt Paulus seine Sichtweise der Sexualität und der Ehe. Er gibt zu, dass es sich um seine persönliche Meinung handelt, die aber doch – wegen der Gnade Gottes, die ihm zuteil wurde – als relevant angesehen werden sollte.
„Der Mann leiste dem Weib die schuldige Freundschaft, desgleichen das Weib dem Manne. Das Weib ist ihres Leibes nicht mächtig, sondern der Mann. Desgleichen der Mann ist seines Leibes nicht mächtig, sondern das Weib.“ (1 kor 7, 3-4)
Schuldige Freundschaft leisten ist eine schöne Bezeichnung für Sex. Sexualität ist als das zur Verfügung stellen seines Körpers seinem Partner. Im Vordergrund steht nicht unser Genuss, sondern die Befriedigung der Bedürfnisse des anderen. Und weil beide das so machen, genießen es beide. Herbei handelt es sich also nicht um selbstsüchtige Züge sondern um Liebe im wahren Sinne.
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„ Entziehe sich nicht eins dem andern, es sei denn aus beider Bewilligung eine Zeitlang, dass ihr zum Fasten und Beten Muße habt; und kommt wiederum zusammen, auf dass euch der Satan nicht versuche um eurer Unkeuschheit willen.“ (1 Kor 7, 5)
Sex bedeutet für Paulus, wie wir das noch später sehen werden, vor allem Versuchung. Deshalb müssen der Mann und die Frau darauf achten, dass sie regelmäßigen Geschlechtsverkehr haben. Wenn einer der Partner den anderen vernachlässigt, ist es sehr wahrscheinlich, dass der seine Befriedigung wo anders sucht. Das ist zwar eine Sünde, aber Satans Versuchung ist zu groß und der Mensch zu schwach. Das einzige, was wichtiger als Sex ist, ist das Gebet und die Huldigung dem Gott.
„ Ich sage zwar den Ledigen und Witwen: Es ist ihnen gut, wenn sie auch bleiben wie ich. So sie aber sich nicht mögen enthalten, so lass sie freien; es ist besser freien denn Brunst leiden.“ (1 Kor 7, 8-9)
Paulus stellt sich als Vorbild. Aber er kennt die verschiedenen menschlichen Naturen und weiß, dass nicht alle für ein solches Leben geeignet sind und es deshalb besser ist zu heiraten als in dem Wunsch nach einem Partner zu brennen. Die Kirchen heute wären bestimmt voller, wenn auch die Priester so denken würden. Paulus predigt also keine sexuelle Enthaltsamkeit, obwohl er dazu riet, er stellt nur gewisse Regeln für den Eintritt in die Sexualität auf – die Ehe.
jlp
„ So aber jemand sich lässt dünken, es wolle sich nicht schicken mit seiner Jungfrau, weil sie eben wohl mannbar ist, und es will nichts anders sein, so tue er, was er will; er sündigt nicht, er lasse sie freien. Wenn einer aber sich fest vornimmt, weil er ungezwungen ist und seinen freien Willen hat, und beschließt solches in seinem Herzen, seine Jungfrau also bleiben zu lassen, der tut wohl. Demnach, welcher verheiratet, der tut wohl; welcher aber nicht verheiratet, der tut besser.“ (1 Kor 7. 36-38)
Möglich ist auch eine Gemeinschaft in der Partner keinen Geschlechtsverkehr haben. Es ist aber durchaus keine Sünde, wenn man sich seiner Leidenschaft hingibt. Paulus sagt nur, dass seiner Meinung nach, ein Gott gewidmetes Leben besser ist und stellt sich ständig als Vorbild dar. Er schlussfolgert, dass eine Frau, die sich ihrem Mann hingibt, mehr für ihr weltliches Leben sorgt, was ihr Kummer und Leiden bringt. Bleibt sie jedoch unberührt und widmet ihr Leben Gott, hat sie keine Sorgen mit dem weltlichen Leben. In diesen kurzen Absätzen erzählt Paulus seine Sichtweise der Ehe und der Sexualität. Was dabei überraschend ist, ist seine Offenheit und sein Verständnis für die menschlichen Triebe. Obwohl er sie fälschlicher Weise bösen Mächten zuschreibt (hier können wir uns in eine unlösbare theologische Debatte verwickeln), verbietet er nichts, sondern riet und stellt sich als Vorbild. Die heutigen Nachfolger von Paulus könnten mehr die ursprünglichen Texte lesen und weniger tausende von unsinnigen Verboten, die von Päpsten, Konzilen, Reformatoren, selbsternannten Propheten und Heiligen aufgestellt wurden. Folgen Priester wirklich dem Vorbild Paulus, widerstehen sie mit der Gnade Gottes allen Versuchungen des Fleisches? Gott alleine weiß es …
