Verschiedene Arten der Initiation in die Sexualität
Verpassen Sie den folgenden Artikel nicht, in dem darauf eingegangen wird, wie verschiedene Kulturen der Welt die Entjungferung und die Sexualität allgemein verstehen.
Initiationen verlaufen verschieden rund um die Welt. Bei einigen geht es, natürlich aus unserer Sichtweise gesehen und verstanden, für unvorstellbares Begreifen von Sexualität.
Verschiedene „Regeln“ für Männer und für Frauen
Einer der wichtigsten Aspekte in Bezug auf das Verstehen der traditionelleren Beschaffenheit von Begriffen wie Weiblichkeit oder Männlichkeit zeigt sich auch in der Art des Eintritts in das Sexualleben. Traditionelle Gesellschaften unterscheiden in groben Zügen zwischen zwei repräsentativen Mustern der weiblichen Initiation in das Sexualleben: Einige versuchen den jungen, pubertierenden Mädchen so bald wie nur möglich den Weg ins Sexualleben zu bahnen beziehungsweise sie in den „Reproduktionszyklus“ einzuführen, darum werden sie mit älteren Männern verbunden, wodurch die geschlechtliche Dominanz zusätzlich durch das Alter bestärkt wird. Solch ein Modell wird auch heutzutage noch umgesetzt, und zwar in den meisten afrikanischen Ländern der Sahara und auf dem indischen Subkontinent. Die Initiation von Jungen kann im Fall dieses Modells später stattfinden als bei ihren Altersgenossinnen.
Der Initiationsverlauf in den lateinischen und lateinamerikanischen Kulturen
Das andere Muster, das für lateinische und lateinamerikanische Kulturen charakteristisch ist, wirkt in der entgegengesetzten Richtung: Mädchen sollten ihre Unschuld länger erhalten, nämlich mindestens bis zur Ehe, wogegen Jungen ihre Unschuld ziemlich früh verlieren sollen, und zwar entweder mit einer Prostituierten oder bei einer älteren Frau, um dadurch ihre Männlichkeit zu beweisen. Das gesellschaftliche Verlangen nach Anpassung ist in beiden Fällen vor allem für Frauen sehr belastend, wobei auch auf Jungen Druck ausgeübt wird, da sie sich bei ihrer Initiation als Männer beweisen müssen.
Und was würden die über unsere Sexualpraktiken meinen? (jlp)
Was verbirgt sich im Begriff der Weiblichkeit?
Der Begriff der Weiblichkeit tritt im Falle beider angesprochenen Muster in den Reproduktionsprozess ein und bedeutet Fruchtbarkeit sowie die Zugehörigkeit der Frau zu einem einzigen Mann, (auch wenn der Mann mehrere Frauen haben kann), in Verbindung mit einem Mangel an Initiative beim eigentlichen Geschlechtsakt. In vielen Kulturen (vor allen in den Mittelmeerländern und in Lateinamerika) bedeutete eine Entjungferung vor der Hochzeit einen groben Verstoß, durch den das Mädchen als unehrlich und ehrenlos stigmatisiert wurde. Der Eintritt der Männer in die Sexualität stellt auch in der Beschaffenheit der Männlichkeit genau so einen Schlüsselmoment dar. In den meisten Kulturen ist der Begriff der Männlichkeit im großen Rahmen dem ständigen Beweisen von Kraft und Macht unterworfen, vor allem durch das Verneinen von weiblichen Elementen im Sinne des männlichen Benehmens, durch erfolgreiche sexuelle Aktivität oder durch das Unterdrücken homosexueller Tendenzen.
In den meisten Kulturen wird der Begriff der Männlichkeit auch mit erfolgreicher sexueller Aktivität verbunden. (jlp)
Das Erleben von Reproduktion als Bürde
Das Reproduktionsschema ist im Rahmen des traditionellen Erachtens für Frauen nicht nur eine Bürde (in Gesellschaften mit tendenziell hohen Geburtenraten, die man auch noch heutzutage auf dem afrikanischen Kontinent vorfindet, ist der Zeitraum zwischen dem 15. und dem 50. Lebensjahr dem ununterbrochenen Geburtenzyklus gewidmet), sondern bedeutet auch so etwas wie eine der universellsten Repräsentationen von „Selbstverständlichkeit“. In vielen afrikanischen Gesellschaften wird eine sterile Frau als „unechte“ Frau stigmatisiert, und wie Héritier feststellte, wird eine Frau in der Menopause oft der Hexerei bezichtigt. Dieses wird durch die Tatsache bestärkt, dass ihre gesellschaftliche Rolle bloß auf die reproduktive Funktion beschränkt ist.
Viele stehen vor Problemen, wenn sie sich als Männer beweisen müssen. Vielleicht, weil sie selbst nicht wissen, was dieses den tatsächlich bedeutet. (jlp)
Das Verfolgen des Ideals von einer großen Anzahl an Kindern
Für unser kulturell bedingtes Verständnis des Familienlebens und der damit verbundenen Anzahl an Kindern könnten die folgenden Zeilen etwas schwerer zu begreifen sein. In Gesellschaften mit hohen Geburtenraten gründet das Verfolgen des Ideals von einer großen Anzahl an Kindern bei Männern wie bei Frauen auf unterschiedlichen Grundlagen: Während Nachkommen für den Mann vor allem das Stärken des politischen Einflusses bedeuten, sehen Frauen in ihren Kindern, vor allem in ihren Söhnen, die Möglichkeit zur Festigung ihres Standes im neuen Heim beziehungsweise innerhalb der Familie ihres Ehemannes.
Kinder sind es nämlich, die ihnen mehr Sicherheit und einen höheren Stand garantieren als den, der ihnen nur aufgrund der Hochzeit zuteil wurde. Die Reproduktionspflicht erachten sie als einen symbolischen Zwang, da die Möglichkeit des „sich Nichtwünschens“ von vielen Kindern ihnen selbst nicht erlaubt ist. Männer erachten ihren Körper als Objekt, als einen leeren Raum, den es zu füllen und sich anzueignen gilt. Bozon benannte dieses als „sexuelle Objektivisierung“, durch die sich Männer symbolisch die Nachkommenschaft aneignen, die von der Frau ausgetragen wird.
