Wie wichtig ist der Verlust der Unschuld?
Mit wem passiert es? Wer verliert seine Unschuld früher? Wer lässt sich schneller zum ersten Sex überreden und was empfinden wir dabei?
Der Verlust der Unschuld ist für alle sehr wichtig. Und trotzdem ist das für Frauen viel wichtiger als für Männer. (PhotoXpress)
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Wenn das Gespräch auf den ersten Sex kommt, sprechen wir auch über den Verlust der Unschuld. Dieser wird jedoch bei Männern und Frauen unterschiedlich definiert. Der Ausdruck "Verlust der Unschuld" war für die Männer seit jeher unzutreffend und ist es immer noch. Wieso? Erinnern Sie sich mal an Ihre Jugendzeit und Sie werden feststellen, dass der erste Geschlechtsverkehr eine Art "Errungenschaft" war und überhaupt kein Verlust. Er ist wie ein Talisman, der für die Zukunft des Mannes von großer Bedeutung sein sollte, da er eines der Symbole der männlichen Leistungsfähigkeit ist.
Verlust der Unschuld bei Frauen
Andererseits betrachten Frauen ihre Unschuld immer noch als etwas, das es wert ist, darauf zu verzichten. Wichtiger als die frühe sexuelle Erfahrung sind der richtige Zeitpunkt und die Umstände. Eine Frau verbindet diese Frage mehr mit Romantik, die Erinnerungen an dieses Erlebnis müssen wie ein Lichtblick in ihrem Leben sein. Die Männer beantworten die Frage ihrer Geschlechtsreife mit "je schneller, desto besser", die Frauen gehen jedoch überlegter an die Sache heran und lassen den Ereignissen für gewöhnlich keinen freien Lauf.
Der Verlust der Unschuld ist nicht gerade prickelnd, besonders gilt das für Frauen. McCabe und Collins haben schon in den Siebzigern festgestellt, dass diese Erfahrung für mehr als 50 % der Frauen unangenehm war und mehr als 40 % dabei sogar Schuldgefühle, Angst vor einer Schwangerschaft und Angst vor der öffentlichen Enthüllung (was die Männer so gerne tun, wenn sie vor ihren Altersgenossen prahlen) hatten. Der Verlust der Unschuld prägt Frauen also viel stärker als Männer, dieses Ereignis geht ihnen viel näher und sie haben das Gefühl, dass gerade diese Erfahrung ihr Wesen bestimmt.
Weil Frauen wegen ihrer genauen Planung auch höhere Erwartungen haben, sind sie somit auch viel enttäuschter, falls der Ablauf und das Ende nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Männer empfinden ihren ersten Sex als etwas Aufregendes und Befriedigendes. Der typische, durchschnittliche Mann verliert seine Unschuld mit einer Person, an der er nicht besonders hängt.
Von wem geht die Initiative für Sex aus?
Schon seit jeher galt die Überzeugung, dass Männer ein stärkeres sexuelles Verlangen als Frauen haben und dass die Initiative für Sex öfter von ihrer Seite kommt. Daraus folgt, dass im Vergleich zu den Männern die Frauen öfter den Sex ablehnen. Eine Studie, die Blumstein und Schwartz um die Jahrtausendwende durchgeführt haben, hat gezeigt, dass 51 % der Männer und bloß 12 % der Frauen den Geschlechtsverkehr vorgeschlagen haben. 16 % der Männer und ganze 48 % der Frauen haben den Geschlechtsverkehr jedoch abgelehnt. Wie die Angaben zeigen, ist es noch nicht lange her, dass die Überzeugung galt, die Initiative für Sex zu ergreifen sei eine "Aufgabe des Mannes". Und die Ablehnung von Sex eben eine "Aufgabe der Frau". Darüber haben wir schon im Artikel mit dem Titel Sexismus geschrieben, der gerade dieses Problem anspricht. Nämlich, wenn die Initiative für Sex öfter von der Frau ausgeht als vom Mann, wird sie sehr schnell mit Kritik überschüttet, denn das soll sich "für eine junge Dame nicht gehören". Es ist klar, dass dieses Konzept überholt ist, offensichtlich jedoch nur für einen Bruchteil der Population.
Die gleiche Studie, die unter amerikanischen Paaren durchgeführt wurde, hat sogar gezeigt, dass Männer negative Gefühle gegenüber Frauen hegten, die mehr Interesse an der Sexualität zeigten. Außerdem haben die beiden Wissenschaftler 100 Paare befragt und herausgefunden, dass die Initiative für Sex von den Frauen meistens wegen der „Liebe und Intimität“ kommt, die Männer darin jedoch in erster Linie eine sexuelle Entspannung sehen.
Männer und Frauen erleben die Sexualität also sehr unterschiedlich. Unsere Einstellung zur Sexualität hängt demnach von den vorherrschenden Normen ab, die unser Verhalten steuern. Weil Männer und Frauen verschiedene Botschaften in Bezug auf die Sexualität bekommen, spiegeln sich alle diese Erwartungen natürlich auch im Sexualverhalten wider. Demnach soll das Geschlecht die Einstellung zur Selbstbefriedigung, Treue und auch die Anzahl der Partner beeinflussen. Auch über das Letztere, und wie das reale Bild wirklich aussieht, haben wir vor kurzem schon geschrieben.
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